Am Dienstag, den 09.08.2022 um 17 Uhr begann die Vor-Ort Informationsveranstaltung der Stadt Olfen zur Neuen Stever am Treffpunkt 1 in der Nähe der Kreuzung Kökelsumer Straße / Sternbusch.
Zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger diskutierten mit der Stadt, vertreten durch Bürgermeister Sendermann, Frau Sissmann und Frau Pieper, sowie Herrn Dr. Koenzen vom Planungsbüro Koenzen und Herrn Steinrücke vom Planungsbüro ProAqua.
Zur Veranschaulichung der Dimensionen der Neuen Stever wurden im Vorfeld an den 3 Treffpunkten der Informationsveranstaltung Markierungen abgesteckt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fuhren zum überwiegenden Teil mit dem Fahrrad von Treffpunkt zu Treffpunkt.
Herr Sendermann machte in seinen einleitenden Worten klar, dass er in dieser Veranstaltung nicht die bereits in der Bürgerversammlung diskutierten Themen wiederholen wollte.
Das funktionierte nicht, viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Meinung, dass ihre Themen in der Bürgerversammlung nicht vollständig diskutiert und beantwortet wurden.
Aus der Zuhörerschaft wurde erneut auf die fehlende Aktualität der dem Planfeststellungsverfahren zugrunde liegenden Daten und den fortschreitenden Klimawandel hingewiesen. Die Planungsbüros bekräftigten erneut, die Veränderungen der letzten 20 Jahre vorausgesehen und in ihre Planungen vorhergesehen und berücksichtigt zu haben. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass sämtliche Planungen den geltenden Vorschriften entsprächen.
Auf die Frage aus dem Teilnehmerkreis, ob es nicht sinnvoll sei die 19 im Planfeststellungsbeschluss vorgeschriebenen Grundwassermessstellen (Ablesezeitraum von 10 Jahren) zeitnah zu installieren und so einen längere Aufzeichnung von Veränderungsdaten zu haben, antworteten die Planungsbüros, dass die Daten der vorhandenen Daten ausreichend seien, man aber durchaus jetzt schon die Messstellen installieren könne. Bürgermeister Sendermann sei nicht bereit, diese Investitionen zu tätigen, da noch nicht feststeht ob die Neue Stever überhaupt gebaut wird.
Ein weiterer erneuter Streitpunkt waren die zu erwartenden Auswirkungen der Grundwasserabsenkung. Die Planungsbüros sind nach wie vor der Ansicht, dass die Auswirkungen der Grundwasserabsenkung zu vernachlässigen sind und sich nur auf die unmittelbare Trasse der Neuen Stever auswirken wird. Die Böschungen und die angrenzenden Bäume seien nicht betroffen. Diese Standpunkte wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern stark angezweifelt.
Im Zuge dieser Zweifel wurde eine Garantie der Planungsbüros ausgesprochen, dass verbleibende Bäume in der Nähe der Böschungsoberkanten der Neuen Stever nicht beeinträchtigt werden.
Die Frage, wer für eventuelle Schäden an anliegenden Gebäuden aufkommt, wurde ebenfalls erneut gestellt. Herr Sendermann bekräftigte, dass er die Sorgen der Anlieger ernst nimmt und die Stadt entsprechende Vorkehrungen trifft.
Leider wurde weder bei der Garantie der Planungsbüros noch bei einer eventuellen Schadensregulierung durch die Stadt klar, wie diese im Fall der Fälle konkret in Anspruch genommen werden können.
Viele Fragen zur Bausausführung der Neuen Stever konnten nicht beantwortet werden, wie zum Beispiel:
- Wo ist die genaue Lage der anzulegenden Beweidungsflächen?
- Wie lange wird die Kökelsumer Strasse für die Erstellung des Durchgangs gesperrt sein?
Von der Stadt und den Planungsbüros wurde darauf hingewiesen, dass diese Details erst in der Bauausführungsplanung berücksichtigt werden, aktuell aber erst die Planung für den Planfeststellungsbeschluss vorliegt. Auf die Frage, ob der Rat dann nicht die „Katze im Sack“ beschließen muss, entgegnete Bürgermeister Sendermann, dass der Rat die Bauausführungsplanung ebenfalls prüfen und entscheiden muss.
Bereits klar ist, dass die Böschungen an der Trasse der Neuen Stever nicht extra befestigt werden sollen. Wenn vorhanden, wird der Oberboden entfernt, so dass sandige Böschungen entstehen. Erosion ist laut den Planungsbüros kein Problem.
Die Böschungen sollen sich von alleine entwickeln („festes Warten“). Die Planungsbüros gehen davon aus, dass sich z.B. Eschen ansiedeln und nach 5 Jahren eine Höhe von 8 Metern erreicht haben werden.
Es wird davon ausgegangen, dass sich die Baumaschinen nur innerhalb des Verlaufs der Neuen Stever bewegen werden und von innen die Arbeiten erledigen können. Daher müssen die Maschinen in der Regel nicht links und rechts der Neuen Stever fahren und dort Schäden anrichten.
Der Verlauf der Neuen Stever ist nicht zu 100% festgelegt. Befindet sich ein erhaltenswerter Baum direkt in der Trasse, so wird die Neue Stever um den Baum drumherum gelegt.
Im Verlauf der Veranstaltung betonte Herr Sendermann mehrfach, dass er selber noch keine Entscheidung getroffen habe, ob er die Neue Stever befürwortet oder nicht. Die Finanzierung sei nach wie vor noch völlig offen und er erneuerte seine Zusage, dass die Neue Stever nur dann gebaut wird, wenn es die Olfener Bürgerinnen und Bürger kein Geld kosten wird.
Am Treffpunkt 2 am alten Postweg wurde der weitere Verlauf der Neuen Stever erläutert. Die Gruppenzusammensetzung änderte sich mit dem Standortwechsel, da nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Treffpunkt 1 zum Treffpunkt 2 wechselten.
Der am alten Postweg vorhandene Graben soll nicht vertieft, sondern nur verbreitert werden. An dieser Stelle soll auch der 2 bis 3 Meter breite Bewirtschaftungsweg beginnen, der an der Aussichtsplattform an der Lippe enden soll.
In der weiteren Erläuterung wurde deutlich, dass der Lambertgraben, der im südlichen Gebiet Olfens von Ost nach West verläuft und mit für die Oberflächenentwässerung Olfens verantwortlich ist, an die Neue Stever angeschlossen werden soll.
Im Fall von heftigen und langanhaltenden Regenfällen würde also die Neue Stever das Oberflächenwasser in die Lippe abführen.
Aus dem Zuhörerkreis gab es lobende Worte für bisherige Gewässeraufwertungen in Olfen und Lüdinghausen. Es wurde ein renaturierter Graben in Olfen und die Verbindung von zwei Armen der Stever in Lüdinghausen genannt. Ein Gast aus Seppenrade konnte nicht verstehen, warum es in Olfen Widerstand gegen die Neue Stever gäbe.
Als Vorteil der Neuen Stever wurde häufig die ökologische Aufwertung des Verlaufs der Neuen Stever genannt. Auf die Frage, ob diese Aufwertung nicht auch ohne die Neue Stever stattfinden könne antwortete Bürgermeister Sendermann, dass man das sicherlich tun könne, wenn sich jemand dafür finden ließe der das bezahlt.
Am Treffpunkt 3, dem im städtischen Besitz befindlichen Acker vor dem Ferienpark Eversum, wurden der weitere Verlauf und die Dimensionen der Neuen Stever erläutert. Es wurde auch klargestellt, dass das positiv erwähnte Projekt an der Stever in Lüdinghausen im Vergleich mit der Neuen Stever deutlich kleiner ist.
Einige Bewohner des Ferienparks Eversum waren wenig begeistert über die Aussicht, in Zukunft eine Großbaustelle vor der Tür zu haben. Herr Sendermann entgegnete, dass das Thema Neue Stever schon seit 2006 diskutiert wird und deshalb längst bekannt sein sollte.
Die Vertreter der Planungsbüros räumten ein, dass der Bau der Neuen Stever ein großer Eingriff sei und direkt nach Bauabschluss keine schöne Landschaft vorhanden sei. Diese würde sich aber im Laufe der Zeit einstellen und den aktuellen Zustand mehr als deutlich verbessern.
Um 20 Uhr endete die Informationsveranstaltung planmäßig.
Aus einigen Bemerkungen von Herrn Sendermann erkennt man jetzt doch Zweifel an der „guten Sache“. Und ich werde dadurch in meiner Aussage bestärkt, dass es keine Neue Stever geben wird.
Übrigens ist der Bericht von Herrn Guse ausgezeichnet.
Gerd Quadflieg